Ob bereits nach der mittleren Reife oder nach dem Abitur, Jugendliche sehen sich vor der Herausforderung der Berufswahl und stellen sich sehr grundsätzliche Fragen: „Was möchte ich werden und was bringt die Zukunft?” Vor dieser Wahl standen auch Karla Wolff und Jennifer Strauß, bevor sie sich für den Garten- und Landschaftsbau entschieden haben. Eine von ihnen steht kurz vor der Beendigung ihrer Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin, die andere hat die Ausbildung bereits als Teil des Dualen Studiums absolviert – beide bei der Firma Roland Riedel Garten und Landschaftsbau in Berlin – und sie sind mit voller Leidenschaft dabei. Aber warum ausgerechnet eine Ausbildung zur „Gärtnerin Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau”, kurz Landschaftsgärtnerin? Aktuell zeigt die Corona-Pandemie deutlich, wie wichtig die Natur und grüne Lebensräume sind. Wo sonst konnte man sich einigermaßen frei treffen und der Enge der Wohnung entfliehen? „Als Landschaftsgärtnerin trage ich dazu bei, diese öffentlichen Aufenthaltsräume lebenswert zu gestalten und schaffe etwas, das bleibt! Die Verbindung von Natur und Bauen macht den Beruf interessant, abwechslungsreich und fordert mich auch kreativ”, sagt Jennifer Strauß mit Stolz in der Stimme.
Die Ausbildung – reine Männersache?
Weit gefehlt! Der Anteil der weiblichen Auszubildenden wächst stetig, denn es kommt auf mehr als reine Muskelkraft an. Karla Wolff und Jennifer Strauß haben das bewiesen und sich schon vor zwei Jahren gegen die männliche Konkurrenz bis zur „Deutschen Meisterschaft”, dem Landschaftsgärtner-Cup, erfolgreich durchgesetzt. Beide konnten während ihrer Ausbildung gemeinsam bei Berufswettbewerben auf Landes- und Bundesebene ihre Fähigkeiten als erstes und einziges Frauenteam erfolgreich unter Beweis stellen. Sie wurden dabei von ihren Ausbildern und Kollegen tatkräftig unterstützt, unter anderem von Matthias Lösch, der zugleich Vorsitzender des Fachverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Berlin und Brandenburg e. V. ist. Lösch: „Eine möglichst breite und solide Ausbildung ist wichtig, um dem Nachwuchs die Chance zu geben, sich im großen Arbeitsgebiet des Garten- und Landschaftsbaus zu orientieren. Wettbewerbe sind fester Bestandteil der Ausbildung bei uns. Dabei zählt nicht nur die beste Leistung, sondern mindestens ebenso der Teamgedanke und die Motivation. Übrigens sind die Zukunftsaussichten in der Branche hervorragend und die Chancen einer späteren Übernahme stehen sehr gut.”
Berufswahl gut vorbereiten
Karla Wolff hat ihre Entscheidung nie bereut und empfiehlt: „Um ein Gefühl für den Beruf zu bekommen sowie die Aufgaben und den Alltag im Betrieb besser einschätzen zu können, sind eigene Erfahrungen in Form von Praktika unersetzlich.” Darüber hinaus sei es gerade im Garten- und Landschaftsbau wichtig, sich ganz konkret den Ausbildungsbetrieb auszuwählen. Mit Blick auf ihre Kollegen in der Berufsschule berichtet sie von der Vielfalt der Möglichkeiten und die entsprechend unterschiedlichen Spezialisierungen der Betriebe. Jennifer Strauß ergänzt: „Grundsätzlich würde ich empfehlen, sich in der Ausbildung zunächst fachlich breit aufzustellen und dann seine individuellen Fähigkeiten und Interessen für eine Spezialisierung auszubauen.” Beide Frauen haben nicht nur durch Eigeninitiative, Recherche und Engagement den für sie richtigen Ausbildungsbetrieb gefunden, sondern konnten im Zuge der Nachwuchsförderung Auslandserfahrung sammeln und brennen nach wie vor für den Beruf. Jennifer Strauß hat in der Weiterbildung zur Baumkontrolleurin ihre Profession gefunden und arbeitet zurzeit im Büro für die Abteilung Baumpflege und Baumkontrolle. Karla Wolff möchte praktisch in der Baumpflege arbeiten und sich dafür mit einem zusätzlichen Kletterkurs weiterqualifizieren.
Unterstützung durch den Berufsstand
Mit Blick in den Kalender – das neue Ausbildungsjahr beginnt Anfang August bzw. September – ist die eindeutige Empfehlung von Thomas Wiemer, Referent für Nachwuchswerbung und Weiterbildung beim Ausbildungsförderwerk Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (AuGaLa): „Das Wichtigste ist, dass sich Schulabgänger frühzeitig informieren. Wer Interesse an Natur und handwerklicher Arbeit hat, teamfähig ist und einen abwechslungsreichen Beruf sucht, sollte mindestens ein, besser zwei Praktika in verschiedenen Jahreszeiten nutzen, um den Beruf des Landschaftsgärtners hautnah, live und in Farbe zu erleben!” Auf der Website www.landschaftsgaertner.com stehen neben allgemeinen Informationen zum Beruf auch eine Praktikums- und eine Ausbildungsplatzbörse zur Verfügung. Darüber hinaus können interessierte Jugendliche auch direkt die Referenten für Nachwuchswerbung in den Landesverbänden ansprechen und sich über die Möglichkeiten in ihrer Region informieren. Quelle: BGL